Logengeschichte

Man schrieb das Jahr 1757, gerade einmal 40 Jahre nach der Entstehung der modernen Freimaurerei durch die Gründung der Grand Lodge of England. Markgraf Friedrich von Brandenburg-Bayreuth, dem Beispiel seines Schwagers Friedrich II. von Preußen folgend Freimaurer geworden, hatte in Bayreuth zunächst eine Schloßloge, dann eine Stadtloge gegründet. Nachdem er 1743 in Erlangen eine Universität gegründet hatte, traten Professoren und Angestellte derselben mit dem Wunsch an ihn heran, auch in Erlangen freimaurerisch tätig sein zu dürfen. Unter seinem Protektorat wird am 22. Oktober 1757 die Loge „Zu den 3 Cedern“ gegründet. Wie es zu dem Zusatz „Libanon“ kam, läßt sich aus den Überlieferungen nicht rekonstruieren. Allerdings deutet ein Satz aus einer Festansprache bei der Gründung darauf hin: „… die Loge möge wachsen und gedeihen wie die Cedern des Libanon“. Erstmals genannt wird „Libanon zu den 3 Cedern“ in einem Dokument aus dem Jahre 1775.

Bereits zwei Monate nach ihrer Stiftung hatte die junge Loge unter Adeligen der Umgebung, Nürnberger Patriziern, Professoren und Studenten der Universität sowie Offizieren 35 Mitglieder rekrutiert. Neben dem ersten Meister vom Stuhl Johann Adam von Gravenreuth tauchen die Adelsgeschlechter von Langen, von Eggloffstein, von Weitershausen, von der Burg auf. Aber schon 10 Jahre nach ihrer Gründung kommt es zu Differenzen mit der Bayreuther Großloge „Zur Sonne“, woraufhin das Logenleben bis 1773 ruht.

Markgraf Friedrich von Brandenburg-Bayreuth

Es schließt sich eine regelrechte Blütezeit an, und weitere Adelige wurden aufgenommen: von Seckendorf, von Aufseß, von Öttingen, von Pölnitz, von Creilsheim, um nur einige zu nennen. Hoher Besuch beehrt die Loge 1777: Herzog Ferdinand von Braunschweig-Lüneburg-Wolfenbüttel, zu Besuch bei seiner Nichte Markgräfin Sophie Caroline Marie, begeht ein gemeinsames Festessen mit den Brüdern. Seine Dankbarkeit bekundet er mit einem Porträt, das noch heute den Clubraum des Logenhauses ziert.


Bensen, Hildebrandt, Loschge, Harleß, Gründler, Martius sind die Namen der Universitätsprofessoren, die als Meister vom Stuhl die Geschicke der Loge zwischen 1800 und 1814 lenken. In ihre Zeit fällt auch die Tätigkeit des Philosophen Johann Gottlieb Fichte an der hiesigen Universität, der auch 1805/06 rege am Logenleben teilnahm. Wenn in der Chronik des Jahres 1806 der Verfall des „Teutschen Vaterlandes“ beklagt wird, spricht viel dafür, daß Fichtes Denken auch in der Erlanger Loge positive Aufnahme findet.


Wie verankert die Loge im Erlanger Leben ist, wird daran deutlich, daß ein Brief der Erlanger Brüder an das Offizierscorps der herannahenden napoleonischen Truppen bewirkt, daß die Stadt keine Kontributionen leisten muß.


Nachdem Erlangen 1810 an Bayern gefallen war, mußte die Loge sich von der preußischen Großloge trennen und der in Ansbach beheimateten Großen Provinzial-Mutterloge „Anarchis zum erhabenen Zweck“ anschließen, deren Großmeister Bruder von Seckendorf ist. Die Zugehörigkeit zu Bayern zieht einen empfindlichen Aderlaß nach sich: Die Regierung fordert, daß alle Staatsbediensteten, aus sämtlichen Geheimbünden, zu denen sie auch die Freimaurerei zählt, ausschieden. Das Verbot sollte bis 1850 gelten. Fünf Professoren und zwölf weitere Erlanger Brüder verlor die Loge daraufhin, und die Mitgliederzahl sank auf 36, davon nur 10 mit Wohnsitz in Erlangen. Dennoch durfte sie sich gerade in dieser Zeit mit einem illustren Ehrenmitglied zieren: Feldmarschall von Blücher, seit 1782 Freimaurer, nahm mit einem in unserem Archiv erhaltenen Dankesschreiben die Ehrenmitgliedschaft an.


Mit den Nachbarlogen in Nürnberg, Fürth, Ansbach und Bayreuth pflegte die Erlanger Loge in jenen Jahren intensive Zusammenarbeit und rege gegenseitige Besuche. Gleichwohl war das Logenleben zwischen 1818 und 1831 von heftigen Streitigkeiten über das Selbstverständnis der Freimaurerei geprägt, und erst dem 1834 gewählten Dr. med. et phil. Feodor Alexis Rosenmüller gelang es, das Logenleben in ruhigere Fahrwasser zu führen. Die Brüder dankten es ihm mit mehrmaliger Wiederwahl, so daß er 14 Jahre lang als Meister vom Stuhl amtierte.


Zum 100. Stiftungsfest fand eine große Feier mit Festarbeit statt. Unter den 156 Anwesenden waren 30 Brüder der Erlanger Loge, und ein Bruder Hirsch überbrachte aus Berlin ein Grußwort des Protektors der preußischen Logen, Prinz Wilhelm von Preußen. Die Jubiläumsfreude währte indes nicht allzu lange und wich neuen Streitigkeiten, die zum Austritt mehrerer Brüder und 1875 dann zur Gründung der Loge „Germania zur deutschen Treue“ führten.


Auch im öffentlichen Leben der Stadt war die Loge Libanon in jener Zeit fest verankert. Dies zeigt sich etwa an ihrer tragenden Rolle bei der Stiftung einer Stadtbibliothek, die 1841 erfolgte. Man förderte personell und finanziell ab 1872 den „Knabenhort Sonnenblume“, der sich die Nachmittagsbetreuung und Verpflegung schulpflichtiger Knaben aus armen Verhältnissen auf die Fahnen geschrieben hatte. Dies geschah später Zusammen mit Brüdern der Nachbarloge Germania.


In diese erneute Blütezeit fällt der Bezug des ersten eigenen Domizils der Loge in der Dreikönigstraße Nr. 3. Nicht zuletzt diesem neuen Mittelpunkt des Logenlebens dürfte es zu verdanken sein, daß gegen Ende der 1880er Jahre die Mitgliederzahl auf über 200 Brüder angewachsen war und man sich an den Bau eines eigenen Logenhauses wagen konnte.


Schon bald nach der Jahrhundertwende bekam die Loge, in der 100 Jahre zuvor nicht zuletzt dank des Wirkens von Bruder Fichte der Geist des Nationalstaates Deutschland Einzug gehalten hatte, dessen Perversion in platten Nationalismus und Rassismus am eigenen Leibe zu spüren. Nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg kamen Hetzschriften gegen angebliche Weltverschwörer wie Juden und Freimaurer auf. Diese vor allem von Eiferern wie Friedrich Wichtl und dem Ehepaar Ludendorff verbreiteten Gedanken fanden fruchtbaren Boden in den Reihen des aufkeimenden Nationalsozialismus.


Kurz nachdem man 1932 das 175. Stiftungsfest gefeiert hatte, wurde die Loge, ebenso wie die gesamte Freimaurerei in Deutschland, Opfer des Nazi-Eifers. Wenige Wochen nach der „Machtergreifung“ traten mehrere im öffentlichen Dienst tätige Brüder aus der Loge aus. Bereits im Juli 1933 wurde das Logenhaus durch Bayerische Polizei und SS beschlagnahmt. Schließlich erwarb die Stadt Erlangen es weit unter seinem tatsächlichen Wert. Ab Januar 1934 unterhielt die NSDAP im Obergeschoß des Hauses ein Anti-Freimaurer-Museum.


Nach Krieg und Zusammenbruch vereinbarten 37 Brüder aus den Logen „Germania zur deutschen Treue“ und „Libanon zu den 3 Cedern“ deren Zusammenschluß zur „Vereinigten Freimaurerloge Libanon zu den 3 Cedern“. Wie vor der „dunklen Zeit“ des NS-Regimes wurde Karl Guthmann wieder Meister vom Stuhl. Die Rückübertragung des Logenhauses erfolgte 1950.


Die 1950er und 60er Jahre standen im Zeichen geringer Mitgliederzahlen und hoher Kosten für den Erhalt des Logenhauses, denen man mit der Vermietung einiger Räume entgegentrat. Gleichwohl lösten die finanziellen Engpässe der Loge wiederholt interne Konflikte aus. Unter anderem führte die Frage, ob sich die Loge verschulden solle, fast zum Verkauf des Anwesens. Erst Ende der 1970er Jahre zeichnet sich ein beruhigenderes Bild, als jüngere Brüder die Geschicke der Loge leiteten.


Fünf Großereignisse prägten das Logenleben des letzten Viertels des 20. Jahrhunderts: 1982 begrüßte man zum 225. Stiftungsfest auch eine große Abordnung von Freimaurern aus Erlangens schwedischer Partnerstadt Eskilstuna, 1990 wurde das 100jährige Bestehen des Logenhauses gefeiert, und 1997, zum 240. Stiftungsfest, beehren der Großmeister der Vereinigten Großlogen von Deutschland, Rainer J. Schicke, und der Großmeister der Großloge der Alten Freien und Angenommenen Maurer, Klaus Horneffer, uns mit ihrem Besuch. Im Jahr 2007 konnten die Erlanger Brüder über 300 Festgäste aus dem In- und Ausland, darunter vier Großmeister, zum 250. Stiftungsfest begrüßen. Dieses Logenjubiläum wurde mit einer Reihe von Veranstaltungen begangen, aus denen hier die Ausstellung im Erlanger Stadtmuseum und die Sondervorstellung von Lessings Stück „Nathan der Weise“ in der Dresdner Inszenierung hervorgehoben werden sollen. 2011 fand das Großlogentreffen der Alten Freien und Angenommenen Maurer von Deutschland in Erlangen statt. Anläßlich dieser Zusammenkunft von Brüdern aus ganz Deutschland konnten wir dank großzügiger finanzieller Unterstützung unserer Großloge eine besondere Spende überreichen, mit der der Betreuungsdienst Psychiatrie Erlangen bei der Anschaffung eines Fahrzeuges unterstützt wurde.


Bei all diesen Ereignissen erwies sich der gute Kontakt der Loge zum Erlanger Rathaus als Segen: Oberbürgermeister, Stadtmuseum, Markgrafentheater und andere Institutionen waren mit bereitwilliger Unterstützung zur Stelle. Erneut intensivierte die Loge ihre Präsenz im öffentlichen Leben Erlangens. In der Volkshochschule und bei interessierten Vereinen und Verbänden wurden und werden Vorträge über Wesen und Geschichte der Freimaurerei und der Erlanger Loge gehalten. Mehrfach nahm die Loge am Tag des Offenen Denkmals teil. Seit dem Jahr 2000 wird der Preis für Humanitäres Engagement verliehen. Die Loge ist Gründungsmitglied der Erlanger „Bürgerstiftung“ und fördert diverse soziale Projekte.


Solches Engagement wäre nicht möglich, wenn nicht seit einigen Jahren ein steter Zustrom neuer Mitglieder zu verzeichnen wäre. Derzeit beträgt die Mitgliederzahl gut 70.


Volker Glab

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